Vereinsgeschichte
Das Vereinswappen
Das Wappen des Musikvereins Ertingen setzt sich aus fünf Teilen zusammen:
Die Grafenkrone des Ertinger Adelsgeschlechts der Leutrum krönt das Wappen. Die Leutrum sind von 1254 bis ins 15. Jahrhundert in Ertingen nachweisbar. Die Grafenkrone im Vereinswappen erinnert daran, dass die Leutrum in den Freiherren und Grafenstand erhoben wurden.
Eine Reihe unter der Krone auf der linken Seite des Vereinswappen ist der gehörnte Jüngling zu sehen, das ehemalige Gemeindewappen, das auch das Wappen des Geschlechts der Leutrum war.
Die Rote Kirchenfahne mit den drei goldenen Ringen rechts daneben ist das Wappen der Montford. Die Zahl 1331 erinnert daran, dass Graf Wilhelm von Montford im Jahre 1331 von Kaiser Ludwig dem Bayern die Erlaubnis erhielt "aus dem Dorf Ertingen eine Stadt mit Mauern, Gräben und anderen Befestigungen, die eine Stadt rechtens habe, zu machen und jeden Donnerstag einen Markt zu halten mit allem Recht, wie der Markt zu Lindau".
Unten links im Vereinswappen ist der Bindenschild zu sehen. Der Bindenschild das Wappen der Habsburger, der österreichischen Landesherrn, denen auch das Kloster Heiligkreuztal gehörte, das wiederrum von 1443 bis 1805 der Dorfherr Ertingens waren.
Der Zisterzienserbalken, unten rechts im Vereinswappen, weißt ebenfalls auf das Zisterzienserkloster Heiligkreuztal hin.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass alle vorderösterreichischen Besitzungen des Hauses Habsburg und damit auch Ertingen im Vertrag von Pressbrug von Franz dem Ersten unter dem Druck Napoleons an das Königreich Württemberg abgegeben werden mussten und die Herrschaft des Klostersheiligkreuztal in Ertingen damit 1805 endete. Diese Entwicklung spiegelt sich im Vereinswappen aber nicht mehr wieder.
Chronik des Vereins
Bereits im Jahre 1828, so können wir dem Gemeinderrats- und Bürgerausschussprotokoll vom 16. März 1828 entnehmen, bestand in Ertingen eine Musikantengesellschaft, die anlässlich der Investitur von Pfarrer Mühleisen spielte und die Feier musikalisch umrahmte. In dem Protokoll heißt es: „Heute wurde durch den Gemeinderath und Bürgerausschuß die Gemeindepflege legitimiert und angewiesen, bei der Investitur des Herrn Pfarrers Mühleisen auf jeden Mann des Bürgermilitärs sowie der Musikantengesellschaft 0,15fl. (Florentiner Gulden) als billige Belohnung für ihre Bemühungen auszuzahlen."
Weiter ist in der Chronik von Michel Buck, einem Ertinger Schriftsteller, nachzulesen, dass 1843 die Dorfmusik anlässlich der Primiz von Anton Breher gespielt hat. Im Jahre 1869 umrahmte die Kapelle neben einer „türkischen Musik“ die Einweihung der neuen Eisenbahnlinie Saulgau-Riedlingen.
1870 ist im Compei-Buch III der Gemeinde Ertingen eingetragen, dass der Bürger Max Lutz dafür bezahlt wurde, dass er „36 Mal für die Gemeinde in Weingarten die Tromma geschlagen hat“. Es dürfte sich hierbei um die Teilnahme an mehreren Blutritten in Weingarten gehandelt haben.
Einer Niederschrift vom 13. März 1872 über die Beratung mit den Beigeordneten und Gemeinderäten ist zu entnehmen, dass „die Musikantengesellschaft Ertingen anlässlich der Begehung Sy. Majestät des Königs am 6. des Monats zur Erhöhung der Feierlichkeiten mitgewirkt“ und der damalige Gemeinderat „jedem Musikanten 1 fl. aus der Gemeindekasse verwilligt hat“.
Rückblickend auf die Anfänge des Ertinger Musikvereins sei ein Mann der ersten Stunde besonders erwähnt. Valentin Spies dirigierte den Musikverein Ertingen 37 Jahre lang und wurde 1870 von seinem Enkel Johannes Spies abgelöst. Schon in seiner Heiratsurkunde stand die Berufsbezeichnung Musiker. Von Johannes Spies Übernahme wiederum Franz Engler (zweiter von rechts im Bild unten) den Dirigentenstab und führte die Kapelle durch den ersten Weltkrieg.
Im ersten Weltkrieg erlitt die Musikkapelle Ertingen große Verluste. Dennoch gelang unter Felix Frick ein Neuanfang, so dass die Kapelle 1924 schon wieder am Kreismusikfest in Bad Buchau teilnehmen konnte. Unter teilweise schwierigen Umstände waren von 1928 bis 1950 Anton Fensterle und Max Maier Dirigenten. Hinweise auf die Schwierigkeiten finden sich im Kassenbuch der Musikantengesellschaft. Ein Eintrag vom 10. Januar 1935 berichtet: „Um die hiesige Musikkapelle vor der Auflösung zu bewahren, wurde seitens der Gemeinde unter Bürgermeister Koch nebst Doktor Grill und Oberlehrer Maier folgendes beschlossen: Umgestaltung der Musikkapelle in einen Musikverein. Als bewährter Dirigent wurde Oberlehrer Maier berufen. Als Vorstand Doktor Grill.
Im Bild oben: Das Kirchenpatronizium von 1933. Die Prozession wird von der Ertinger Musikkapelle angeführt.
Dirigent Maier hatte die ihm gestellte Aufgabe mit Geschick und Energie in Angriff genommen. Er führte die Kapelle zu großen Leistungen und gründete gleichzeitig eine stattliche Knabenkapelle. Sein musikalisches Wirken in Ertingen ist bis zum heutigen Tag bei der Musikkapelle, beim Gesangsverein und beim Kirchenchor spürbar. Der zweite Weltkrieg brachte für die Ertinger Musikkapelle große Rückschläge mit sich. Es fehlte an Musikern, Instrumenten und Geld. Nach dem Krieg ging Dirigent Fensterle mit den wenigen aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrten Musikern aber schnell an den Wiederaufbau der Musikkapelle, an dem auch Kassier Anton „Kassa-Done“ Buck einen maßgeblichen Anteil hatte.